.. Und ewig grüßt das (grüne) Murmeltier
Vorwort – dieser Eintrag dient nicht zur Bloßstellung, sondern diese Kommunikation wird von uns auf Wunsche der Grünen-Fraktion (Dr. Le Coutre) auf unserer Seite veröffentlicht.
Hinweis – Grundlage ist unsere Anfrage an den Bürgermeister und der Entsprechende Kommentar von Herrn Dr Weikel (Fraktion Grüne)
bitte lesen Sie zuerst die beiden Berichte
Ihr Titel
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Anschreiben ZMS and Dr. Le Coutre (Grüne) vom 21.12.2019
Sehr geehrter Herr Le Coutre,
bezugnehmend auf die letzte Gemeinderatssitzung wende ich mich an Sie, weil ich davon ausgehe, dass Sie als naturwissenschaftlich ausgebildeter Mensch den Sachverhalt zur Klimaschädlichkeit eines Kraftwerks besser beurteilen können als Ihr Fraktionskollege Dr. Weikel. In der Ebersberger Zeitung wird Herr Dr. Weikel zitiert, dass ihm keine Gasleckagen in Markt Schwaben bekannt sind. Meint er damit, dass das verheizte Gas in Markt Schwaben gefördert wird oder meint er, dass die Leckagen auf dem Lieferweg z. B. aus Russland für die Klimawirkung ignoriert werden sollen? Die Nichtberücksichtigung des Methans in der Klimabilanz ist doch schon länger ein öffentliches Thema in der Klimadebatte (vgl. z. B. https://sz.de/1.4655930). Dass in unserer Gemeinde gerade von den Grünen solche Fakten wegdiskutiert werden, ist für mich unverständlich.
Ein weiterer unverständlicher Punkt ist, dass Herr Hohmann für das KUMS einen Primärenergiefaktor von 0,43 angibt. Die Angabe eines Primärenergiefaktors für Kraft-Wärme-gekoppelte Anlagen ist doch nur zulässig, wenn der erzeugte Strom im eigenen System verwendet wird. Im KUMS wird aber meines Wissens der erzeugte Strom ins Netz eingespeist und man weiß dann natürlich nicht, wie effizient der Strom beim Endverbraucher genutzt wird und welche Verluste auf dem Weg dorthin entstanden sind. Damit ist in diesem Fall die Berechnung eines Primärenergiefaktors weder möglich noch zulässig. Interessant zu wissen wäre auch, wie die Methanleckagen im Primärenergiefaktor Ausdruck finden. Herr Hohmann sagte ja entsprechend dem EZ-Artikel, dass es dazu es keine Anfragen bräuchte, weil schon alles bearbeitet wurde. Da müsste man doch wenigstens von naturwissenschaftlich kompetenter Seite aus nach den o.g. Details fragen. Gerade weil auf Antrag der Grünen die Klimaschutzzone ausgerufen wurde, würde ich mir in Ihrer Fraktion mehr Fachwissen beim Klimaschutz wünschen. Eine Politik des Ausblendens wesentlicher Einflussfaktoren auf das Klima habe ich bisher nicht bei den Grünen angesiedelt.
Mit freundlichen Grüßen
Max Faltermaier
Antwort Le Coutre (Fraktion Grüne) an ZMS 11.01.2020
Sehr geehrter Herr Faltermaier,
gerne antworte ich auf die Fragen aus Ihrer Mail:
- Sie fragten mich, ob Dr. Weikel annehme, dass in Markt Schwaben das Gas für das BHKW gefördert wird. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich über die Gedanken von Dr. Weickel nicht mutmaße, dafür hätten Sie ihn als Adressaten Ihrer Mail aufnehmen und direkt fragen können.
Ich persönlich bevorzuge, angemessene Adressaten und direkte Anreden sowie relevante Quellen zu verwenden! - Weiter fragten Sie mich, wieso Hr. Hohmann einen Primärenergiefaktor (PEF) von 0,43 angibt und führen aus, das dies nicht zulässig wäre, allerdings ohne eine Quelle dafür zu nennen, die ich überprüfen könnte. Da die Angabe von Primärenergiefaktoren eine detaillierte, vielfältige, ingenieursmäßige Vorgehensweise voraussetzt, bin auch ich als Physiker gut beraten, dies von einem Sachverständigen betrachten zu lassen. Typischerweise werden solche Dinge unter Verwendung von technischen Standards (Normen) durchgeführt, so dass eine belastbare Aussage und Vergleichbarkeit erreicht werden kann. Unter Anwendung der AGFW FW309-1:2014-05 hat der Sachverständige Dipl.Wirtschaftsing. Oliver Berghammer dies durchgeführt und den Wert 0,43 ermittelt, wie von Hrn. Hohmann genannt. Die Bescheinigung dazu ist vom KUMS zugänglich gemacht und sehr leicht auf der Homepage zu finden (www.kums-markt-schwaben.de/cms/upload/PDF/KUMS_SVB-16-06_Anlage-3_Bescheinigung-Primrenergiefaktor-fp2016-07-07.pdf). Hr. Berghammer ist mir persönlich bekannt und hat für das KUMS gute Arbeit geleistet. Die Vorgehensweisen, Berechnungen und Erklärungen, die er auch dem Verwaltungsrat des KUMS gegeben hat, waren für mich stets nachvollziehbar und logisch. Vielleicht fragen Sie dazu auch Hrn. Dr. Bauer, der ja ebenfalls regelmäßig im KUMS-VWR vertreten ist.
- Ihre Frage, wie effizient der ins Netz eingespeiste Strom beim Endverbraucher genutzt wird, hat sicher keine Relevanz für den genannten Wärme-PEF, da dieser außerhalb des sogenannten Bilanzrahmens liegt – dies kann man nicht kennen und muss die Rechnung so machen, dass sie ohne dessen Berücksichtigung zu einem eindeutigen Ergebnis kommt (dazu unten mehr). Es gibt u.a. für private Anlagen – wie von Ihnen angesprochen – die Differenzierung von (Strom-) Primärenergiefaktoren abhängig vom Eigenverbrauch. Da kommen dann Begriffe wie Verdrängungsstrommix, Gleichzeitigkeitsfaktoren etc. auf. Zum einen müsste man für diese Diskussion dann tiefer in die bundesdeutsche Energiewirtschaft einsteigen, zweitens lässt sich das nicht vernünftig per mail tun. Sie können mich dazu persönlich gerne mal ansprechen. Drittens ist am Ende sowieso entscheidend, was Sachverständige dazu ermitteln.
Unser BHKW hat aufgrund der Größe einen recht guten elektrischen Wirkungsgrad und die (Ab-)Wärmenutzung führt dann zu einem recht guten Primärenergiefaktor, verglichen mit Anlagen, die für Einzelhäuser in Frage kommen. In Zukunft, wenn nach der kontinuierlichen Erweiterung des Wärmenetzes ein zweites BHKW installiert wird, kann der Betrieb sogar abhängig vom Strombedarf im Netz gesteuert werden, das verbessert den positiven Effekt für die Energiewende dann nochmals. Die Voraussetzung, einen großen Wärmespeicher, haben wir durch die Entscheidungen im KUMS-Verwaltungsrat bereits realisiert.
Kurz zusammengefasst möchte ich sagen, dass das Fernwärmenetz und die Wärmeerzeuger im Vergleich mit den möglichen Alternativen bereits recht gut sind und für die Zukunft weitere Verbesserungen durch Erweiterungen möglich werden.
Zur Ihrer Anmerkung bzgl. der Methan-Leckagen:
Ich teile Ihre kritische Sicht, dass Methan-Emissionen durchaus relevant für die Klimaerwärmung sind. Dazu möchte ich folgende Dinge ausführen:
- Die Gestaltung der bundesdeutschen Gasversorgung liegt in der Kompetenz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI). Es ergibt keinen Sinn, dass wir das KUMS oder den Marktgemeinderat damit beschäftigen. Die Leckagen bei Förderung und Transport sind dabei sicherlich ein Vertragsbestandteil und die Auswirkungen der Erdgas-Förderung haben Eingang in die Bewertung der Primärenergiefaktoren verschiedener Energieträger gefunden. Innerhalb Deutschands gelten die Bundes-Immissionschutz-Verordnungen (BImschV) und regeln, wieviel Stoffe aus technischen Anlagen entweichen dürfen. Diese Verordnungen sind öffentlich zugänglich. Fragen dazu kann man sicherlich an das BMWI adressieren. Und es ist von größter Bedeutung, wer und mit welchem Fokus die Energie- und Umweltpolitik auf Bundesebene gestaltet wird. Denken Sie daran bei den nächsten Bundestagswahlen!
- Für Bilanzierungen von Energie- oder Stoffströmen in der Physik und auch in der Umweltbilanz ist immer der sogenannte Bilanzrahmen zu definieren. Innerhalb dieses Rahmens muss alles quantitativ bekannt sein und ebenso die Stoffströme hinein und hinaus. Aspekte, die außerhalb dieses Rahmens liegen (wie z.B. die Methanleckagen bei der Gasförderung) können nicht spezifisch sondern nur pauschal berücksichtigt werden. Faktisch kann das KUMS das Gas ja nicht bis zum Bohrloch zurückverfolgen. Dafür wird dem Erdgas ein pauschaler Primärenergiefaktor zugeordnet, der diese Effekte berücksichtigt und damit in den Betrieb des BHKW eingerechnet.
- Die Primärenergie-Kennzahlen und auch die umweltpolitischen Entscheidungen für das Gas-BHKW sind vor allen Dingen VERGLEICHEND mit den Alternativen, z.B. der Verwendung in einem Gas-Heizkessel zu betrachten, für den die gleichen Gasverluste gelten. In diesem Vergleich ist das BHKW eine sehr gute Wahl.
Abschließend: Wenn Sie eine umweltfreundlichere Wärmequelle in Markt Schwaben kennen, lassen Sie es mich wissen! (Warum derzeit Geothermie (noch) nicht erfolgversprechend erscheint, ist auch auf der KUMS-Homepage zu finden.)
Wenn Ihnen an der Bürger-Information und Transparenz gelegen ist, werden Sie meine Antwort sicherlich auf der der ZMS-Homepage posten, wo Ihre Anfrage ja ebenfalls eingestellt ist. Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Andrä le Coutre
Sehr geehrter Herr Dr. Le Coutre,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Eine email-Adresse von Herrn Dr. Weikel habe ich weder auf der Gemeinde-HP noch auf der HP der Grünen gefunden. Außerdem war die Frage nach dem Förderort des Gases rein rhetorisch gestellt und bezog sich auf die unangemessene Bemerkung. Darüber hinaus glaube ich, dass ich bei diesem Thema mit Ihnen besser einen sachbezogenen Dialog führen kann.
Primärenergiefaktor:
Die eigentliche Anfrage der ZMS war, wie die Treibhausgasemissionen auf dem Lieferweg des Gases in der Emissionsbilanz des KUMS berücksichtigt werden. Entsprechend dem EZ–Bericht über die Sitzung meinte Herr Hohmann, dass es dazu keine Anfragen bräuchte, weil das alles schon berücksichtigt wurde. Als Beweis dafür wurde dann ein Primärenergiefaktor (PEF) genannt und alle im Gemeinderat waren anscheinend damit zufrieden.
Erst dann habe ich mich mit dem PEF beschäftigt und u. a. in (1) gelesen, dass der Primärenergiefaktor für ein BHKW unter der Voraussetzung bestimmt wird, dass der erzeugte Strom dem BHKW gutgeschrieben werden kann. Der im KUMS erzeugte Strom wird aber außerhalb der Gemeinde genutzt wobei die Kommune gleichzeitig aber verantwortlich für die Emissionen bei der Erzeugung innerhalb der Gemeinde ist. Damit kann der erzeugte Strom aus meiner Sicht nicht dem KUMS gutgeschrieben werden. Man kann m. E. das KUMS nicht wie ein privatwirtschaftliches EVU ansehen. Um die Emissionsbilanzen von Kommunen zu ermitteln, stellt man die innerhalb der Gemeindegrenzen erzeugte Energie der dort verbrauchten Energie gegenüber. Grundlage für die THG-Emissionen einer Kommune sind Energieerzeugung und Energieverbrauch vor Ort. So sehen es Umweltverbände wie z. b. die Deutsche Umwelthilfe. Dabei geht es nur um Emissionen und Verbräuche, die auf dem Gebiet der Kommune erfolgen (Territorialprinzip). Also in unserem Fall erfolgt die Erzeugung innerhalb, der (Strom-)Verbrauch aber außerhalb der Gemeindegrenzen. Wenn das die Konstruktion des PEF nicht hergibt, ist er für Klimabilanz in einer Kommune aus meiner Sicht nicht anwendbar. Außerdem: Unterstellt man z. B. den Grenzfall, dass es keinen Abnehmer für den Strom gibt, dann läge nach Ihrer Argumentation der PEF immer noch beim gleichen Wert wie bei 100 % Stromausnutzung. Damit kann man doch nicht die Klimawirkung in einer Kommune beschreiben. Außerdem braucht man ja für Emissionsbilanzen Treibhausgasmengen und keine Faktoren. In einer Klimaschutzzone will man seine Treibhausgasemissionen verringern. Dazu braucht es zunächst eine Analyse des Ist-Zustands und der wird in Masse-Einheiten dargestellt.
Methanemissionen:
Die Energy Watch Group (EWG) kann sicher Auskunft über die spezifischen Emissionen für einen bestimmten Lieferweg geben. Damit könnte man unter Anwendung des CO2-Äquivalenzfaktors von 84 für die Klimawirkung die Methanmengen in CO2-Mengen bezogen auf den Verbrauch umrechnen. Eine Gemeinde, die sich zur Klimazone erklärt, kann sich m. E. nicht hinter Verordnungen verstecken, denn die Emissionen halten sich auch nicht an Verordnungen. Fakt ist ja anscheinend, dass unter Berücksichtigung der Methanemissionen ein Gaskraftwerk nur noch die Klimabilanz eines Kohlekraftwerks erreicht. Dann könnte man in die Formel des PEF ja mal die Faktoren für die Energiequelle Braunkohle statt die für Erdgas einsetzen und sehen bei welchem Wert man dann landet. Die Bundes-Grünen hätten früher vermutlich den PEF als ideales Werkzeug zum Schönrechnen bezeichnet.
Zu Ihrer Empfehlung für die nächste Bundestagswahl:
Da macht Ihr Parteikollege schlechte Werbung für die Grünen, wenn er Menschen als Populisten beschimpft, die die hohen Fluglärmbelastungen messtechnisch erfassen wollen (die EZ berichtete damals aus der entsprechenden GR-Sitzung). Man kann damit nun messtechnisch basierte Beschwerden absetzen und muss sich nicht mehr auf subjektive Eindrücke berufen. Die inzwischen stattliche Messdatenbasis lässt auch diverse Schlussfolgerungen zu, die ohne sie nicht möglich wären. Jetzt interessieren sich auch Bürger aus Nachbargemeinden und überregionale Politiker dafür. Als ich seinerzeit mit dem früheren Bürgermeister Winter zusammen Messungen durchgeführt hatte, wurde man dafür noch nicht beschimpft.
Zu Ihrer Frage nach umweltfreundlicher Wärmeversorgung:
Ich beziehe Fernwärme aus einer Holzschnitzelverbrennungsanlage des Bayernwerks. Das soll angeblich CO2-neutral sein, also besser als Fernwärme vom KUMS. In der Presse war ja zu lesen, dass das KUMS mit dem Bayerwerk kooperieren will, um die CO2-Bilanz zu verbessern. Da denke ich mir, mit 100 % Bayerwerk wäre die Bilanz am besten. Wozu dann KUMS? Hätte die Geothermie funktioniert, wäre meine Einstellung zum KUMS natürlich viel positiver.
Selbstverständlich wird Ihre Antwort auf unserer Homepage veröffentlicht.
Mit freundlichen Grüßen
Max Faltermaier