Sehr geehrter Herr Lanz,
in Ihrer Sendung am 17.11. 2022 wurde über klimaschonende Energieerzeugung diskutiert, wobei u. a. die Anzahl von 500 Windrädern in NRW als enorme Leistungsbereitstellung angesehen wurde. Ich habe mich mit den öffentlich vorliegenden Daten zur Leistungserzeugung durch Windräder beschäftigt, nachdem Herr Habeck den kurzzeitigen Weiterbetrieb der drei noch verbliebenen Kernkraftwerke aufgrund des vernachlässigbar geringen Beitrags an der gesamten Stromerzeugung ablehnte. Es geht dabei insgesamt um eine elektrische Leistung von ca. 4200 MW, auf die es nicht ankomme. Man kann nun ausrechnen wie viele Windräder es bräuchte, um diese 4200 MW zu ersetzen. Auf der Grundlage der angegeben Daten für die im Landkreis Ebersberg geplanten 5 Windräder mit insgesamt 6 MW Leistung (also 1,2 MW/Windrad) lässt sich unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen jährlichen Auslastung von 17 % die notwendige Anzahl ermitteln. Die 17 % Auslastung sind von dem einzigen im Landkreis Ebersberg betriebenen Windrad in Bruck (Durchschnittswert der letzten 5 Jahre) übernommen. Der Wert korrespondiert auch mit großflächigen Untersuchungen in süddeutschen Schwachwindgebieten. Damit kann man von einer gemittelten jährlichen Durchschnittleistung pro Windrad von ca. 0.2 MW ausgehen. Um damit 4200 MW zu erzeugen, bräuchte es im betrachteten Fall 21000 Windräder, die allerdings ohne ausgereifte Speichertechnologie mit schwankendem Leistungsprofil behaftet sind.
In der einschlägigen Literatur wird von 4000 m2 Flächenbedarf/Windrad ausgegangen, was bei 21000 Windrädern eine Bodenfläche von 84 km2 erfordern würde. Und das alles für eine nach Angaben des Wirtschaftsministers vernachlässigbar kleine Strommenge.
Neu war mir bis zu einer Sendung des Magazins Plusminus auch, dass aus den Schaltanlagen der Onshore-Windkraftanlagen (und auch bei der Photovoltaik) das extrem klimaschädliche Schutzgas SF6 entweicht (24000-mal so schädlich wie CO2), dessen Auswirkungen nach Angaben des Umweltbundesamts in der Summe die Schädlichkeit des gesamten innerdeutschen Flugverkehrs übertreffen. Das ist offensichtlich seit Jahrzenten bekannt, ohne dass es öffentlich kommuniziert wird. Genauso wie die Methanleckagen bei der Gasförderung und Gaslieferung. Nach Angaben des Weltklimarats ist Methan in dem zu betrachtenden Zeitraum 84-mal klimaschädlicher als CO2. Wenn man diesen Sachverhalt in die Bilanz einbezieht, ist ein Gaskraftwerk klimaschädlicher als ein Kohlekraftwerk.
Die Entsorgung der Windradflügel ist anscheinend auch ein Problem. Müllverbrennungsanlagen sind dafür nicht geeignet. Deshalb werden sie gern in Zementwerken verbrannt weil für Zementwerke deutlich höhere Grenzwerte für die Emission von Schadstoffen als in anderen Anlagen erlaubt sind (→ Rotorblätter: Neue Materialien sollen GFK und CFK ersetzen (orsted.de)).
Was mich bei der Energiedebatte wundert, ist grundsätzliche Ablehnung der in USA, Kanada und China verfolgten Herstellung von Flüssigsalzreaktoren, die bei geringem Druck arbeiten und mit denen man Atommüll als Brennstoff einsetzen kann. Man hätte den Brennstoff schon herumliegen und müsste ihn nur noch für den Einsatz aufbereiten. Am Ende des Einsatzzyklus verbliebe dann nur noch schwachradioaktiver Müll mit geringen Halbwertszeiten. Dadurch würde sich die Endlagersituation deutlich entspannen. Wenn in 10 Jahren andere Länder ihren Atommüll durch Einsatz als Brennstoff die langjährige Gefährlichkeit nehmen, halten wir es für besser hochradioaktiven und giftigen Müll zu zerkleinern und in Glasblöcke einzuschließen. Die Grünen verhalten sich bei Radioaktivititätsthemen schon etwas cracy.
Die Altgrünen diskutierten früher bei Zigarettenqualm wie man AKWs verhindert und zogen sich gleichzeitig das radioaktive Polonium 210 aus der Zigarette in Lungen, mit dem man nebenbei auch die Nichtraucher belastete. Polonium-210 sendet eine sehr energiereiche Alpha-Strahlung aus und besitzt eine hohe Radiotoxizität. Eine Zigarette enthält nach Angaben des BFS etwa 9 bis 15 mBq Polonium-210 (→ Warum Tabak radioaktiv ist – Ein Rauch wie 250 Röntgenaufnahmen — pro Jahr – Panorama – SZ.de (sueddeutsche.de)). Die weltweite Zahl der Krebstoten durch Polonium 210 im Tabak wird man kaum durch andere radioaktive Einwirkungen übertreffen können.
Mit freundlichen Grüßen
Max Faltermaier