Das Interview: Der frisch nominierte ZMS-Bürgermeisterkandidat Ronny Schreib zu seinen Zielen

Bürgermeister 2024, Wahlkampf, Wahlprogramm

Ronny Schreib ZMS

Interview mit der EZ 

(Print-Version aus der EZ-App)

Samstag, 23. März 2024, Ebersberger Zeitung / Lokalteil
Mehr Respekt und konstruktive Arbeit
INTERVIEW – Der frisch nominierte ZMS-Bürgermeisterkandidat Ronny Schreib zu seinen Zielen

Herr Schreib, mit Verlaub: So lange sind Sie noch nicht im Marktgemeinderat. Reicht die bislang gewonnene Erfahrung im Plenum aus, um dieses so wichtige und offenbar ja nicht ganz einfache Amt guten Gewissens zu bekleiden?

Ich bin seit 2020 Mitglied des Marktgemeinderats sowie im Finanzausschuss und im Arbeitskreis Schulneubau. In der Zeit habe ich durchaus guten Einblick in auch nicht ganz einfache Bereiche gewinnen können. Wichtige Themen, die wir den letzten Jahren gestartet haben, gilt es jetzt gemeinsam mit und für die Menschen in Markt Schwaben weiterzuführen und zu Ende zu bringen. Hinzu kommt Erfahrung aus weiteren Lebensbereichen. Aus dem beruflichen die Führungserfahrung, die hilft Menschen zu motivieren, Entscheidungen zu treffen und eine Vision für die Gemeinde zu entwickeln. Aber auch die Kommunikationsfähigkeiten im Umgang mit unterschiedlichen Interessengruppen.

Welche Eigenschaften meinen Sie konkret?

Empathie und Sensibilität helfen, um Konflikte zu erkennen, zu adressieren und konstruktive Lösungen zu finden.

Ihr Fraktionssprecher Sascha Hertel sagte neulich der EZ, dass er die Stimmung im Rat nicht so schlecht bewerten wolle, wie das manche gerade tun. Immerhin werde leidenschaftlich und engagiert argumentiert, und das sei lange nicht immer so gewesen. Beleidigungen habe es jedenfalls nie gegeben. Sehen Sie das auch so?

An Beleidigungen im Gremium kann ich mich auch nicht erinnern; mir ist jedoch bewusst, dass dies von Person zu Person unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Ich bin der Meinung, dass man in der Sache immer auch hart diskutieren kann, solange es fair bleibt und eben nicht beleidigend wird. Wenn man akzeptiert, dass jemand eine andere Meinung oder Einstellung zu manchen Dingen hat und er deswegen nicht per se gegen irgendjemanden oder irgendeine Fraktion oder Gruppierung ist, fällt es einem auch viel leichter, zu diskutieren. Und vielleicht hilft es auch, erst einmal zuzuhören und zu versuchen zu verstehen, was den- oder diejenigen zu dieser Meinung bringt. Letztendlich ist es wichtig, einen respektvollen und konstruktiven Arbeitsplatz im Gremium zu schaffen.

Gleichwohl hat sich eine Initiative junger Leute formiert, die sich dafür einsetzt, dass wie-der ein anderes, freundlicheres Klima zurückkehren möge. Was sagen Sie den jungen Leuten?

Ich denke, sie meinen „Markt Schwaben Miteinander?“

Ja.

Ich habe es am Marktplatz schon und auch den Gründern im persönlichen Gespräch gesagt. Ich finde die Initiative sehr gut. So wie ich das verstanden habe, geht es ihnen im Kern um das Gleiche, was ich immer fordere. Nämlich miteinander zu reden und nicht übereinander… Wir werden in Markt Schwaben, wie in jedem Ort, immer wieder Themen wie Schule, Hallenbad, Jahnsportplatz oder auch große Bauvorhaben, wie den Hauser Weg, haben, bei denen es wichtig ist, in den Dialog zu treten.

Was ist Ihre Meinung zum Rücktritt Michael Stolzes? Bei Ihrer Nominierungsversammlung gab es offenbar auch kritische Töne gegen den Amtsinhaber.

Ich persönlich war sehr überrascht, als die ersten Gerüchte über den möglichen Rücktritt die Runde machten. Als ich dann durch Ihren Artikel davon gelesen habe, war meine erste Reaktion, ihm zu schreiben und mein ehrliches Bedauern zum Ausdruck zu bringen. Ich habe ihm das auch im persönlichen Gespräch gesagt. Und dass es kritische Töne gibt, überrascht Sie nicht wirklich, oder? Die gibt und gab es mit und ohne Rücktritt und wird es über jeden Bürgermeister/in geben. Nichtsdestotrotz hätte ich ihm gegönnt, die Dinge, die er mit angeschoben hat, auch zu Ende zu bringen. Aber so wie ich ihn in der Zeit nach seiner Rücktrittsankündigung wahrgenommen habe, ist er mit der Entscheidung im Reinen, und es geht ihm gut damit.

Was folgt daraus jetzt im Gemeinderat?

Für uns als Gemeinde und auch als Gremium gilt es nun Verantwortung zu übernehmen und jetzt das Beste aus der Situation zu machen und uns in Zukunft immer wieder in Erinnerung zu rufen, warum und wie es so weit gekommen ist und was jeder Einzelne tun kann, dass so eine Situation nicht wieder entsteht.

Manches im Ort hat sich ja wohl entzündet an dem noch immer nicht gelösten Konflikt um eine Asylunterkunft am Ziegelstadel. Was ist Ihre persönliche Meinung zu dem Standort?

Als Erstes möchte ich sagen, dass uns die Entscheidung bzgl. Standorten und privaten Vermietungen zur Unterbringung von Geflüchteten als Gemeinde eigentlich nicht zusteht, da dies das Staatliche Landratsamt zu entscheiden hat. Dass diese Diskussion emotional geführt wird und sicherlich auch eine Folge der Bundespolitik der letzten Jahre, nicht nur der Ampel, ist, ist leider auch Fakt. Daher weiß ich nicht, ob sich daran etwas „entzündet“ oder vielleicht nur entladen hat. Wenn man sich den Standort mal losgelöst ansieht, ist er zur Integration von Geflüchteten sicherlich geeignet. Er ist nah an der S-Bahn, hat viel Grün außen rum und auch viel Platz. Auch die Gebäude sind bereits vorhanden und müssen nicht neu errichtet werden. Ich höre die Kritik, Sorgen und Bedenken der Anwohner, wohne selbst auch nicht so weit weg von dem Standort… Die späte Kommunikation war sicherlich ein Knackpunkt. Gleichzeitig muss man auch hier das Landratsamt in die Pflicht nehmen, eine Kommune so weit wie möglich zu unterstützen. Und wenn ich die Diskussionen in der Öffentlichkeit, auch mit Anwohnern, richtig wahrgenommen habe, sind eigentlich alle dafür, kleinteiligere Unterbringungen umzusetzen.

Wie beurteilen Sie den im Raume stehenden Kompromiss, den CSU, FDP und Freie eingebracht haben und er womöglich jetzt im April auf die Tagesordnung kommen soll? Es heißt, es sei in Wahrheit nicht von den beiden Fraktionen ausgedacht worden, sondern Ergebnis längerer nichtöffentlicher Aussprachen im Rat.

Über Diskussionen im nichtöffentlichen Teil bzw. deren Inhalte möchte ich mich nicht äußern, das überlasse ich gerne anderen. Ich fand die Diskussion gut und richtig, und sie wurde meines Erachtens auch recht sachlich und konstruktiv geführt. Das, was dort diskutiert wurde, wäre von der Verwaltung auszuarbeiten gewesen und hätte nicht voreilig durch einen Antrag in eine bestimmte Richtung gelenkt werden sollen. Durch den ersten Antrag der beiden Fraktionen vom 18. Januar waren wir als Gemeinde und als Gremium ja schon gebunden. Man kann diesen jetzt als richtig oder falsch erachten, aber in einer Demokratie muss ich mich auch an Entscheidungen halten, die ich vielleicht anders getroffen hätte… Wenn ich Menschen wirklich und ehrlich integrieren möchte, muss ich sie dort hinbringen, wo schon Menschen sind. Und dazu kann die Gemeinde und jeder Einzelne einen sehr großen Beitrag leisten.

Das heißt?

Als mögliche Beispiele möchte ich hier Möglichkeiten zum Dialog, der auch ohne gemein-same Sprache möglich ist, nennen. Wenn man Flächen oder Orte zur Begegnung schafft und ein wenig den Rahmen oder die Leitlinien vorgibt, klappt so etwas auch.

Beispiel?

Warum hier nicht, wie auf dem Weihnachtsmarkt, auch Stände aus anderen Nationen an-bieten.

Wenn Sie sich selbst einmal politisch einordnen sollten. Links, rechts, konservativ oder nicht? Womit hat Markt Schwaben zu rechnen, wenn Sie Bürgermeister werden sollten?

Woran würden Sie denn konkret links, rechts, konservativ oder nicht …festmachen? Vor diesem Hintergrund würde ich die Einordnung gerne anderen überlassen. Ich bin Markt Schwabener. In Teilen wurde ich sicherlich konservativ erzogen. Aber ich denke, um für uns alle hier das Beste zu erreichen und eine schöne Umgebung mit tollen Menschen zu schaffen oder zu erhalten, muss man integrativ und kommunikativ sein. Und vor Ort für die Menschen da sein. Das jetzt bitte nicht wieder als Seitenhieb auf Michael verstehen. Aber ich will in und für Markt Schwaben etwas bewegen, und dafür möchte ich mich einsetzen.

Ich gebe Ihnen insoweit recht, ein Stolze-Nachfolger beginnt wahrlich nicht bei Null.

Wir haben tolle Beispiele, wie so etwas hervorragend funktioniert, mit den Aktivkreisen, mit Helferkreisen, mit Sportvereinen, mit „Markt Schwaben miteinander“ und auch die Bürgerinitiative (um hier nur ein paar Beispiele zu nennen) haben gezeigt, dass vielen Menschen etwas an ihrem Ort liegt und sie mitgestalten wollen. Das gilt es zu fordern und zu fördern.

Als ZMSler hätten Sie gerade einmal eine dreiköpfige Gruppierung direkt hinter sich. Wo und wie wollen Sie sich im Falle einer Wahl Mehrheiten beschaffen?

Zum einen bin ich froh, diese meinungsstarke, unabhängige sowie liberale Fraktion zu haben. Zum anderen sollte uns allen daran gelegen sein, denn das ist unsere Aufgabe, das Beste für Markt Schwaben zu wollen und zu entscheiden. Ich habe die meisten Kolleginnen und Kollegen im Marktgemeinderat auch so kennengelernt. Und oftmals sind die Meinungen gar nicht so unterschiedlich und gegensätzlich, wie es wirkt. In meinem bisherigen beruflichen Leben war ich immer wieder mit Widerständen konfrontiert. Und viel von dem, was zu diesen Widerständen führt, liegt, wie bei einem Eisberg, unter der Oberfläche.

Das heißt was?

Es ist wichtig, geduldig zu sein und langfristig zu denken, da dieser Prozess möglicherweise Zeit und Engagement erfordert. Das ist anstrengend, hat aber den Vorteil, dass man am Ende meistens zu einer Lösung kommt, die einem Großteil gerecht wird.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Walentina Dahms, die von Freien und ihrer CSU nominiert wird?

Von einem persönlichen Verhältnis zu sprechen, wäre jetzt zu viel, glaube ich. Wir kennen uns aus unserer gemeinsamen Zeit bei der CSU und natürlich aus dem Marktgemeinderat. Ich glaube, wir schätzen und respektieren uns gegenseitig, also ich tue das zumindest. Und man muss auch anerkennen, was sie bisher überregional politisch geleistet hat. Ich hoffe, dass sich dieser respektvolle Umgang in der Zeit bis zur Wahl und auch danach so fortsetzt. Ich will nicht gegen Walentina Dahms antreten, sondern für Markt Schwaben und die Menschen hier vor Ort.

Letzte Frage: Was hatte Sie einst bewogen, aus der CSU auszutreten?

Ich war fast zehn Jahre CSU-Mitglied, dort zwischenzeitlich auch stellvertretender Ortsvorsitzender und JU-Ortsvorsitzender. In der Zeit konnten wir sogar die Mitgliederzahl der JU fast verdoppeln. Ich möchte diese Zeit auch nicht missen. Allerdings bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass man den Fokus besser auf das Wichtigste, in dem Fall Markt Schwaben, legen kann, wenn man nicht durch irgendwelche Parteivorgaben oder Einflüsse abgelenkt wird.

 

Die Fragen stellte Jörg Domke

 

 

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