Dickes Rohr, dünne Kommunikation: Was hinter der Abwasser-Offensive wirklich steckt

EZ-Artikel: Markt Schwaben stellt nach und nach Abwasserentsorgung um – trotz hoher Kosten

Kurzes Vorwort – Das Paradoxe ist: Nur ein kleiner Teil der Markt Schwabener lebt überhaupt in den direkt hochwassergefährdeten Bereichen entlang des Hennigbachs – bezahlen dürfen aber alle. Man kann das Solidarität nennen, weil auch Straßen, Brücken und öffentliche Gebäude geschützt werden.

Man darf aber auch fragen, warum wir gleichzeitig neue Bauprojekte und Nachverdichtung in sensiblen Bereichen vorantreiben und damit das Risiko künstlich erhöhen – statt diejenigen, die in Risikozonen neu bauen oder nachverdichten wollen, stärker in die Pflicht zu nehmen.

Der Gemeinderat entscheidet, die Verwaltung kommuniziert aber nicht(s).

Der Artikel zur Umstellung der Abwasserentsorgung in Markt Schwaben für einiges an Unruhe gesorgt. Viele Bürgerinnen und Bürger fragen sich: Warum ist das so teuer? Muss das wirklich sein? Und warum passiert das ausgerechnet jetzt?

 

Jetzt lohnt sich, einen Schritt zurückzutreten und zu schauen, worum es bei dieser Umstellung eigentlich geht – fachlich, ökologisch und mit Blick auf die Zukunft unseres Ortes.

Worum geht es technisch überhaupt?

Über viele Jahrzehnte ist unser Kanalnetz in Markt Schwaben gewachsen – mit unterschiedlichen Bauweisen und Qualitätsstandards. In älteren Straßenzügen findet man oft ein sogenanntes Mischsystem: Schmutzwasser (also das aus Bad, WC, Küche) und Regenwasser laufen in ein und demselben Kanal. Dazu kommen alte, teilweise undichte Rohre, die nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen.

Ziel der aktuellen Maßnahmen ist es, dieses historisch gewachsene System Schritt für Schritt auf eine moderne, sichere und zukunftsfähige Lösung umzustellen. Das bedeutet im Kern:

  • Neue, dichte Leitungen für Schmutzwasser, damit alles, was wirklich in die Kläranlage gehört, sicher dort ankommt – und nicht im Boden oder Grundwasser landet.
  • Ein konsequentes Trennen von Regenwasser und Schmutzwasser, wo immer das technisch möglich ist. Regenwasser soll idealerweise gar nicht mehr als „Abwasser“ behandelt werden, sondern vor Ort zurückgehalten, versickert oder gezielt abgeleitet werden.

Dass dafür Straßen aufgemacht, Leitungen erneuert und Hausanschlüsse geprüft oder neu angeschlossen werden müssen, ist aufwendig – und ja, es ist teuer. Aber der Grund dahinter ist nicht Willkür, sondern eine Kombination aus Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen.

Je weniger wir einleiten, desto weniger muss geklärt werden

Ein zentraler Punkt, der in der Diskussion oft untergeht: Nicht jedes Wasser gehört in die Kläranlage.

Jeder Liter Regenwasser, der über die Kanalisation zur Kläranlage läuft, muss dort mit Energie, Technik und Chemie behandelt werden – obwohl er an sich sauber ist. Das sorgt für:

  • höhere Betriebskosten,
  • höheren Energieverbrauch und
  • eine unnötige Belastung der Anlagen.

Wenn wir es schaffen, Regenwasser lokal zurückzuhalten, zu versickern oder gezielt in Oberflächengewässer wie den Hennigbach abzuleiten, dann bedeutet das:

  • Weniger Wasserströme durch die Kläranlage,
  • geringere Energiekosten und CO₂-Emissionen,
  • insgesamt ein effizienteres, ressourcenschonenderes System.

Moderne Abwasserentsorgung ist damit ein Baustein von Klima- und Umweltschutz: Sie schützt Gewässer, entlastet die Infrastruktur und spart langfristig Energie.

Alte Rohre raus – Schutz für Grundwasser, Straßen und Gebäude

Ein weiterer, oft unsichtbarer Aspekt sind die alten, undichten Leitungen. Wenn Schmutzwasser aus solchen Rohren in den Boden sickert, hat das mehrere Folgen:

  • Es belastet den Untergrund und kann auf lange Sicht das Grundwasser gefährden.
  • Es entstehen Hohlräume, die die Stabilität von Straßen und Wegen beeinträchtigen können.
  • Gleichzeitig dringt von außen Fremdwasser (Grund- oder Regenwasser) in den Kanal ein und bläht die Abwassermenge künstlich auf.

Neue, fachgerecht verlegte und dichte Rohre sorgen dafür, dass:

  • Schmutzwasser dort bleibt, wo es hingehört – im Rohr bis zur Kläranlage,
  • der Boden sauber bleibt und
  • keine unnötigen Wassermengen in die Anlage gepumpt und behandelt werden müssen.

Das ist keine „Luxussanierung“, sondern eine Investition in die Sicherheit und Funktionsfähigkeit unserer Infrastruktur für die nächsten Jahrzehnte.

Regenwasser als Ressource: Zurückhalten, versickern, nutzen

Regenwasser ist kein Abfall – es ist eine Ressource. In Zeiten von Hitzesommern, ausgetrockneten Böden und gestressten Stadtbäumen ist das fast schon eine Binsenweisheit, aber in unserer Infrastruktur steckt noch zu wenig von diesem Gedanken.

Ein moderner Umgang mit Regenwasser bedeutet:

  • Rückhalt direkt vor Ort: Zisternen, Mulden, begrünte Flächen und Versickerungsbereiche sorgen dafür, dass Wasser nicht sofort als Sturzflut in den Kanal schießt.
  • Kontrollierte Versickerung: Das Wasser wird in den Boden eingebracht und hilft, die Grundwasservorräte zu stützen.
  • Gezielte Einleitung in Gewässer wie den Hennigbach – aber gedrosselt und gesteuert statt ungefiltert und ungebremst.
  • Nutzung zur Bewässerung:
    • Gärten,
    • kommunale Grünflächen,
    • Straßenbäume, Spielplätze und Aufenthaltsbereiche können direkt von gespeicherten Regenwassermengen profitieren.

Gerade in dicht bebauten Bereichen kann Regenwasser helfen, den Ort im Sommer spürbar abzukühlen, wenn es für Begrünung und Verdunstung genutzt wird, statt im Kanal zu verschwinden.

Langfristig sollten wir als Kommune prüfen, wie wir private Initiativen – etwa Zisternen, Dachbegrünung oder Entsiegelungsmaßnahmen – fördern oder zumindest aktiv unterstützen können. Denn jede Regentonne im Garten ist ein kleiner Beitrag zum großen Ganzen.

Kosten, Beiträge, Fairness

Dass die jetzt anstehenden Maßnahmen für viele Haushalte eine spürbare finanzielle Belastung darstellen, darf man nicht kleinreden. Auch wenn die rechtlichen Grundlagen klar sind und der Grundgedanke fachlich richtig ist, bleibt die Frage: Wie gerecht und transparent gehen wir mit den Kosten um?

Wichtig sind dabei aus meiner Sicht drei Punkte:

  1. Transparenz
    Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu verstehen, wie sich Beiträge und Gebühren zusammensetzen: Welche Kosten entstehen für die öffentliche Infrastruktur? Welcher Teil entfällt auf das eigene Grundstück? Welche Alternativen wurden geprüft?
  2. Gleichbehandlung
    Alte und neue Baugebiete, Bestands- und Neubürger müssen fair behandelt werden. Es darf keine „versteckten Subventionen“ für die einen auf Kosten der anderen geben.
  3. Soziale Abfederung
    Wo hohe Einmalbeträge anfallen, sind Ratenzahlungen oder Härtefallregelungen wichtig. Die Umstellung der Abwasserentsorgung darf niemanden existenziell überfordern.

Die Aufgabe der Kommunalpolitik ist es, hier genau hinzuschauen, nachzufragen und – wo nötig – nachzusteuern.

Bürger mitnehmen statt überrollen

Mindestens so wichtig wie Rohre und Schächte ist die Art, wie wir miteinander darüber sprechen. Große Infrastrukturprojekte lassen sich nicht „durchregieren“, ohne dass Vertrauen verloren geht.

Dazu gehört:

  • frühzeitige Information über geplante Maßnahmen, Zeitpläne und Kostenrahmen,
  • verständliche Erklärungen statt Fachchinesisch,
  • Raum für Fragen und Kritik – in Infoveranstaltungen, Bürgersprechstunden oder digitalen Formaten,
  • und die Bereitschaft, gute Hinweise aus der Bürgerschaft aufzunehmen.

Wer versteht, warum etwas getan wird, kann es auch eher mittragen – selbst wenn es Geld kostet.

Fazit: Teuer, ja – aber auch eine Chance

Die Umstellung und Sanierung der Abwasserentsorgung in Markt Schwaben ist kein kleines Projekt. Sie kostet Geld, sie sorgt für Ärgernisse während der Bauzeit und sie löst verständliche Sorgen bei vielen Betroffenen aus.

Gleichzeitig ist sie eine Chance:

  • für besseren Umwelt- und Gewässerschutz,
  • für eine Infrastruktur, die auch in 20 oder 30 Jahren noch funktioniert,
  • für einen modernen, klugen Umgang mit Regenwasser als Ressource,
  • und für einen Ort, der auf Starkregen, Hitze und Klimawandel besser vorbereitet ist.

Wenn wir diese Chance nutzen wollen, brauchen wir zweierlei: technisch gute Lösungen – und einen ehrlichen, respektvollen Umgang mit den Menschen, die das Ganze am Ende bezahlen. Beides gehört zusammen.

 

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